
Die Firma Uhl hat am 19.11.2021 im Ortsbereich von Schnabelwaid einen sechsseitigen Flyer verteilen lassen. In ihm werden einige Auswirkungen der geplanten Windräder auf unseren Wald im Kitschenrain und die angrenzenden Bewohner aufgeführt. Dieser Flyer ist ein PR-Produkt, das sich aus Bausteinen zusammensetzt, die zum großen Teil schon bei anderen Webekampagnen der Firma Uhl verwendet worden sind. Das Deckblatt zeigt ein Landschaftsbild, das mit der Umgebung von Schnabelwaid nicht vergleichbar ist. Bei den 35 Windrädern, die uns bereits umgeben, müsste man auf dem Bild mehr von ihnen erkennen. Auch auf die speziellen Verhältnisse von Schnabelwaid wird nicht eingegangen. Die Firma Uhl geht bei der Bewertung eines möglichen Schadens der Windräder auf unser Trinkwasser aus dem Kitschenrain von falschen Voraussetzungen aus. Sie spricht davon, dass kein Einfluss auf das Grundwasser erfolgt. Unsere Quelle wird aber nicht von Grundwasser, sondern von Oberflächenwasser gespeist, das auf Druck durch Fundamente wesentlich empfindlicher reagiert.
Gehen wir aber der Reihe nach vor. Vergleichen wir die eigenen Fakten der Firma mit den (tatsächlichen) Fakten. Diese Gegenüberstellung haben wir unten durchgeführt. Nur eines steht in dem Flyer natürlich nicht: Wenn wir den Bau der Windräder verhindern, erfährt der Wald überhaupt keinen Schaden, nicht einmal den Schaden, den die Firma Uhl in Ihrem Flyer einräumt.
Inhaltsverzeichnis
- Schaden durch Rodung
- Schaden durch das Fundament
- Schaden an Natur- und Artenschutz
- Schaden durch Schall und Schatten
- Schaden durch bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung
- Zusammenfassung
- Nachtrag
Schaden durch Rodung
Uhl-Windkraft:
Die Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) im Kitschenrain erfordert die Rodung von kleineren Teilflächen. Je Anlage ist dies eine Fläche etwa halb so groß wie der Sportplatz in Schnabelwaid.
… fällt die Flächeninanspruchnahme sehr gering aus.
BIZEK:
Wir haben die Flächen für Windräder im Lindenhardter Forst nachgemessen. Für jedes Windrad wird dort aktuell eine geschotterte Fläche für Reparaturen vorgehalten. Diese Fläche hat jeweils fast die Größe eines Fußballfeldes. Die Firma Uhl schreibt weiter: „Waldflächen, die zwar gerodet werden aber nur temporär zur Errichtung der Anlagen beansprucht werden, können direkt im Anschluss an die Bauarbeiten wieder bepflanzt werden.“ Offensichtlich gibt es wesentlich größere Flächen als die Fläche eines Fußballfeldes, die für jedes Windrad (temporär) abgeholzt werden müssen. Diese Flächen kommen zu den Schotterflächen, die während des Betriebes gepflegt werden müssen, noch hinzu. Sie liegen, wie man auf den Luftbildern gut erkennt, ausgedehnt um die geschotterten Flächen herum. Hier widerspricht die Firma Uhl selbst ihren eigenen Fakten, wenn sie behauptet, dass die Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) im Kitschenrain nur eine Rodung erfordert, etwa halb so groß wie der Sportplatz in Schnabelwaid.
Zu den vielen Schotterflächen, auf denen die Windräder stehen, kommen noch die befestigten Flächen für die Zufahrtswege dazu. All diese Flächen heizen sich im Sommer stark auf. Da sie sich über den ganzen Wald verteilen, haben sie natürlich Einfluss auf das Mikroklima des Kitschenrain. Der Schaden dieser Kahlflächen geht dadurch weit über die eigentliche „Flächeninanspruchnahme“ hinaus. Diese Aufheizung wird auch dann nicht verringert, wenn ganz wo anders Ausgleichsflächen geschaffen werden.
Schaden durch das Fundament
Uhl-Windkraft:
… wird eine Grube mit weniger als einem Meter Tiefe ausgehoben.
BIZEK:
Wir haben nicht die Kompetenz diese Bauform eines Fundamentes für ein 250 m hohes Windrad anzuzweifeln. Bei den in der Gegend bereits gebauten Windrädern wurde diese Form des Fundamentes jedenfalls nicht verwendet. Nach unserem Wissenstand sind im Kitschenrain von der Firma Uhl noch keine Bodenuntersuchungen an den jeweiligen Standorten vorgenommen worden. Sollte diese Bauform sich während der weiteren Planungsphase als ungeeignet herausstellen, muss wohl nachgebessert werden.
Jeder weiß, dass ein Körper umso schwerer umfällt, je tiefer der Schwerpunkt liegt. In der Schule lernt man, dass ein Stehaufmännchen nicht umfallen kann, weil sich der tiefe Schwerpunkt hebt, wenn es in Schieflage kommt. Man spricht von einem stabilen Gleichgewicht. Nach dem gleichen Prinzip werden Windkraftanlagen stabilisiert. Man benötig dazu Fundamentklötze von mindestens 3.500 Tonnen, um den Schwerpunkt tief genug zu halten. Dieses Gewicht drückt zusammen mit dem Mast, dem Generator und den Rotorblättern in den Untergrund. Früher hat man den Klotz in die Erde eingebaut. Die Fa. Uhl spart sich die Erdarbeiten und baut die Klötze oberirdisch auf. Das sieht vielleicht nicht schön aus, aber für Schnabelwaid taugt es. Für den massiven Bodendruck und die daraus folgenden möglichen Beeinträchtigungen auf darunterliegende, wasserführende Schichten ist das aber ohne Bedeutung.
Die Firma Uhl spricht in ihrem Prospekt vom Einfluss der Windräder auf das Grundwasser. Wir weisen die Firma Uhl darauf hin, dass unsere Quelle im Kitschenrain, die Schnabelwaid mit Wasser versorgt, nicht durch Grundwasser gespeist wird. Die Schüttung rekrutiert sich aus Oberflächenwasser. Wir können uns diese geringe Wassertiefe leisten, da der Kitschenrain seit über 150 Jahren nicht mehr landwirtschaftlich genutzt worden ist. Oberflächenwasser reagiert aber wesentlich empfindlicher als Grundwasser auf den Druck eines 30 Meter großen Fundamentes eines Windrades.
Das nächstgelegene Windrad zu unserer Quelle im Kitschenrain, die Sachnabelwaid mit Wasser versorgt, liegt ca. 30 Meter über dem Quellhorizont und ca. 900 m entfernt. Das durchschnittliche Gefälle vom Windrad zur Quelle beträgt somit ca. 3 %. Niemand gibt uns eine Garantie, dass die Schüttung der Quelle durch das Bauprojekt nicht Schaden nimmt. Die BIZEK wehrt sich vehement gegen das „beruhigende“ Argument: Falls die Quellschüttung durch das Windrad beeinträchtigt wird, entsteht der Gemeinde trotzdem kein Schaden. Die Wasserversorgung ist immer gesichert. Ein sofortiger Anschluss an die Juragruppe ist problemlos möglich.
Schaden an Natur- und Artenschutz
Die BIZEK geht davon aus, dass die Firma Uhl die gesetzlichen Mindestanforderungen an Untersuchungen durchführt, die beim Bau einer Windkraftanlage gefordert ist. Jeder weiß, dass diese Gesetze von Regierungen formuliert worden sind, die den Natur- und Umweltschutz nur untergeordnet bewertet haben.
Uhl-Windkraft:
… können im Fachgutachten Konflikte zwischen Vorhaben und Artenvorkommen beschrieben und Lösungsvorschläge entwickelt werden.
… Dies umfasst beispielsweise die Renaturierung von Bachläufen, Schaffung von Biotopen und Extensivierung (Anmerkung der BIZEK: Verringerung der Nutzung von Ökosystemen durch den Menschen).
… Durch diese Maßnahmen wird die Natur aufgewertet und der Artenreichtum gefördert. Unsere Projekte sorgen somit für echte Nachhaltigkeit.
BIZEK:
Wir zweifeln nicht daran, dass irgendwo im Landkreis Ausgleichsmaßnahmen im Genehmigungsverfahren ausgewiesen werden. Diese werden vom Landratsamt im Verfahren geprüft. Eine dauerhafte Kontrolle erfolgt nicht, wie eine Nachfrage beim Landratsamt Bayreuth ergab. Im Lindenhardter Forst wurden vor über zehn Jahren zwölf Windräder montiert. Auch dort waren solche Maßnahmen verpflichtend. Der Lindenhardter Forst ist Staatswald wie der Wald im Kitschenrain. Im Forstamt, in dessen Bereich der Lindenhardter Forst fällt, kennt man aktuell diese Ausgleichsflächen nicht. In Schnabelwaid tauchen immer wieder bunte, naturbelassene Flecken zwischen den von der industriellen Landwirtschaft genutzten Flächen auf. Die BIZEK hat beobachtet, dass nach einem Jahr diese auffälligen Flächen dann als Holzlager bzw. für die Lagerung von Heuballen dienen. Im Jahr darauf werden sie wieder für die Grassilage bearbeitet. So ist die Realität. Von Nachhaltigkeit ist da keine Spur zu sehen.
Natürlich ist Nachhaltigkeit nicht die Aufgabe der Firma Uhl. Man hat seine planerische Pflicht erfüllt und kann das in seinen Prospekt hineinschreiben. Eine faktische Nachhaltigkeit bei solchen Ausgleichsmaßnahmen sieht die BIZEK nach ihren eigenen Erfahrungen sehr kritisch.
Durch Windräder erfolgt ein Verdrängungsprozess vieler Arten. Lärm, Bewegungsunruhe und Lichtreize haben im Wald nichts verloren und wirken sich auf das Leben im Wald negativ aus. In vielen Untersuchungen wird eine Minderung des Artenreichtums beschrieben. Wir haben keine einzige Untersuchung gefunden, bei der herauskommt, dass durch Windräder im Wald die Artenvielfalt erhöht wird.
Schaden durch Schall und Schatten
Uhl-Windkraft:
…müssen die geltenden Richtwerte am Immissionsort einhalten. Diese liegen bspw. bei allgemeinen Wohngebieten bei 40 dB(A).
… und wird so ausgerichtet, dass keine Verschattung auftritt.
BIZEK:
In der Graphik der Fa Uhl-Windkraft steht: Windkraftanlagen haben in 500 Meter Entfernung eine Lautstärke von 40 dB(A). Das ist genau die Obergrenze des erlaubten Lärms in Wohngebieten. Was unter einer „konservativen Simulation bei Nachvermessung vor Ort“ zu verstehen ist, können wir uns nicht erklären.
Die BIZEK vermutet, dass die Firma Uhl wohl beim Schattenwurf den Schattenwurf auf Siedlungsgebiete meint. Dass der Wald ständig diesen Lichtspielen ausgesetzt ist, kann dadurch sicher nicht vermieden werden.
Schaden durch bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung
Uhl-Windkraft:
…Nunmehr sind die Leuchten erst dann einzuschalten, wenn ein Flugobjekt in den Schutzradius von 4000 m um die Anlagen eintritt. Dies wird mit der entsprechenden Hardware automatisch realisiert.
BIZEK:
Jäger setzen Lichtreize gezielt ein, um Rehe davon abzuhalten, ihre Jungen in bestimmten Wiesen abzulegen. Die Rehe werden auf diese Weise bewusst vertrieben, wenn die Wiesen in den nächsten Tagen abgemäht werden sollen. Lichtreize haben im Wald nichts verloren. Windräder müssen jedoch wegen ihrer Höhe für den Luftverkehr gekennzeichnet werden. Die Firma Uhl will eine Hardware einsetzen, um diese Belastung zu verkleinern. Die Schädigung der Menschen durch diese Hardware wird jedoch von der Firma Uhl verschwiegen. Der Bundesverband Windenergie schreibt auf seiner Website (https://www.wind-energie.de/verband/fachgremien/arbeitskreise/arbeitskreis-kennzeichnung/) wie diese Hardware aussieht, mit der man in der Nacht Flugobjekte erkennen kann. „Möglich wird dies durch flugdetektierende Radartechnologien innerhalb oder im direkten Umkreis der einzelnen Windparks.“ Im direkten Umkreis des geplanten Windparks im Kitschenrain von 4000 Meter liegen etliche Ortschaften, auch Schnabelwaid. Ob die Menschen, die hier wohnen, diese ständige, ununterbrochene Belastung durch Radarstrahlung akzeptieren? Wir sind uns sicher, dass dadurch ein neues Fass aufgemacht wird?
Zusammenfassung
Das Ziel der BIZEK ist der Schutz des Kitschenrain-Waldes und der Erhalt unseres Wassers aus dem Kitschenrain. Wir finden im Flyer der Firma Uhl keine Aussage, die diesen Zielen entgegenkommt. Wir wiederholen an dieser Stelle nochmals, dass wir nicht gegen den Bau von Windenergieanlagen sind. Wir wehren uns aber, dass diese mit großen Folgeschäden in den Wald gebaut werden. Bei unserer Stellungnahme gehen wir nur auf die Punkte ein, die im Flyer der Firma Uhl angesprochen werden. Die vielen weiteren Schadfaktoren von Windrädern im Wald des Kitschenrain bringen wir nicht in unserer Stellungnahme vor.
Auch auf Schäden dieser Windräder für die Bürgerinnen und Bürger der umliegenden Gemeinden (Gefahren für die Gesundheit können entstehen, Immobilien werden entwertet, Neubaugebiete verlieren an Attraktivität …) gehen wir nicht ein. Wir sprechen nicht über den Angriff auf ideelle Werte wie Denkmalschutz, Naherholung, Aspekte des kulturellen Erbes und eine Abwertung der besonderen Attraktionen im Gemeindebereich, … Das alles ist die Aufgabe des Bürgermeisters, der zu einer Fürsorgepflicht für seine Bürgerinnen und Bürger und für seine Gemeinde durch seinen Amtseid verpflichtet ist.
Auch mit diesen Einschränkungen lautet das Ergebnis:
Windräder im Wald schaden dem Wald in großem Ausmaß.
Der abschließende Satz im Flyer der Firma Uhl ist an Zynismus nicht zu übertreffen. Hier steht: „Durch diese Maßnahmen wird die Natur aufgewertet und der Artenreichtum gefördert. Unsere Projekte sorgen somit für echte Nachhaltigkeit.“
Auch die Staatsregierung in Bayern hat sich für die „Stärkung von Wäldern“ ausgesprochen und nicht für deren Schädigung. Wir drucken den zugehörigen Ausschnitt des Kabinettsbeschlusses vom 15.11.2021 im Wortlaut ab:
*************** Beginn des Textes der Staatsregierung **************
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Natürliche CO2-Speicherung (Wald, Moore, Wasser)
Moore und Wälder sind wichtige CO2-Speicher. Wiedervernässung von Moorflächen oder Stärkung von Wäldern durch Waldumbau sind Klimaschutz vor Ort. Den staatlichen Flächen kommt dabei eine Vorbildfunktion zu. Um den Hochwasserschutz vor Ort weiter zu verbessern, wird ein neuer Hochwasser-Check für Kommunen eingeführt. Im Bereich der Wasserversorgung soll ein neuer Wassercent eingeführt und die Umsetzung eines umfassenden Programms zur Wasserversorgung der Zukunft ausgestaltet werden.
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*************** Ende des Textes der Staatsregierung ****************
Die BIZEK ist daher der Ansicht:
Windräder im Wald schaden mehr als sie nützen.
Nachtrag
Die BIZEK wirft der Firma Uhl „eigene Fakten“ vor. Wir sind bestrebt, nur „tatsächliche“ Fakten in die Diskussion einzubringen. Sollte uns das hier nicht gelungen sein, bitten wir Sie, uns das auf mail@bizek.info mitzuteilen. Sollte Ihr Beitrag gerechtfertigt sein, werden wir unsere Stellungnahme selbstverständlich korrigieren.
Bis zum heutigen Datum haben wir dazu noch keine einzige Nachricht auf unsere Mailadresse aus dem Gemeindebereich von Schnabelwaid erhalten. Dass die Adresse funktioniert, zeigen Anfragen von außerhalb.
Demokratie lebt durch die Kommunikation der unterschiedlichen Interessensgruppen. Wir sind zutiefst verstört, wenn z.B. in der Gemeinderatssitzung von Schnabelwaid zu einem widerspruchslosen Zusammenhalten des Gemeinderates gegen Andersdenkende aufgerufen wird. Genau dadurch wird die Gemeinde gespalten. Eine Spaltung entsteht nicht durch den Versuch der BIZEK, die Gedanken eines großen Teils der Bürgerinnen und Bürger von Schnabelwaid in Worte zu fassen, diese dann im Gemeinderat zur Diskussion zu stellen und sie dann zur Abstimmung vorzulegen.